Ein auf 2PS frisiertes Leben

Ich mag Zugfahren, das Land fliegt an einem vorbei, wie die Lebenszeit an einem selbst. Als 12 jähriger Junge brannte ich darauf endlich mit 15 meinen Mofaführerschein zu machen und die weite Welt der Dorfgrenzen zu durchbrechen – EasyRider-Vorfreude auf machomäßige 2PS Landstraßenausritte – ich hatte meine mobile Zukunft fest vor Augen – oh ja!

Als ich dann stolze 15 war, was immerhin 15 Jahre her ist, die Führerscheinprüfung bereits absolviert hatte, und das Fahrrad mit Hilfsmotor frisiert in der Garage stand – ja, da war der junge Mann stolz :-). Kurze Anmerkung: Ich habe übrigens Mitte Dezember Geburtstag – es ist um diese Jahreszeit nicht grad warm, aber das macht einem waschechten Jugendlichen aus einem norddeutschen Dorf und dem Gespür für heiße Bereifung natürlich nichts aus.

Nach zwei Tagen wilder Ausritte mit der MofaCrew, hatte ich dann eine Begegnung mit dem Leben – dem Faktor x. Die Zeit des Mofa-Fahrens wurden nach ganzen zwei Tagen! durch einen Ausritt auf das Rollbrett der Freunde und Helfer von der Polizei leider beendet – immerhin mit rasanten 52 Kmh – der Rennauspuff und der Zylinder mit mehr Hubraum waren schon bestellt – der Dorfrekord lag schließlich deutlich darüber. Kinder zu Hause – bitte nicht nachmachen, denn Mofas sind dazu gemacht, um von Fahrrädern überholt zu werden.

Was hat das jetzt mit meinem derzeitigen Leben zu tun? In diesen Zeilen steckt ein Mechanismus, der mir immer wieder begegnet und den ich sehr gern mag – Leben.

Man träumt im Jetzt von Situationen, die in ferner Zukunft liegen und merkt dann, wenn man eifrig dem Traum hinterhergelaufen ist und viele schöne Momente auf der eifrigen Jagd nach Träumen nicht annähernd gewürdigt hat, dass es manchmal alles ganz anders kommt. Man plant die Zukunft, die Familie, Urlaube, Reisen und den eigenen Werdegang. Dann passieren Dinge und viele Menschen sind dann enttäuscht, traurig oder komisch gelaunt, weil die eigene Erwartung durch einen unvorhersehbaren Faktor X nicht erfüllt werden konnte.

Ich will nicht sagen, dass man die eigene Erwartung herunterschrauben soll, sondern einfach der Faktor x mit in die eigene Planung aufgenommen werden sollte. X steht dabei für Dinge die passieren, wenn man Pläne macht – Leben!

Ich finde es unglaublich spannend und auch wenn diese X-Dinge nicht immer nur positiv sind, sondern auch das eigene Wohlbefinden schwer strapazieren können – ich finde auch diese Momente sehr wichtig, denn sie bringen mich dazu, genau in diesem Momente mit einem breiten Grinsen im Zug zu sitzen aus dem Fenster zu schauen, zu genießen und mich zu freuen was für eine schöne Landschaft grad an mir vorbeifliegt – wie damals, als ich zwei Tage Mofa gefahren bin.

Genießt den Tag. Malte

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Kategorie: kopfbunt.
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Tags: leben, story