Anne Wenkel in der kopfquetsche
Anne Wenkel ist meine Lieblings- Illustratorin aus Berlin und geht stets bis an die Grenzen. Das bezieht sich nicht nur auf ihre Arbeiten, sondern auch auf ihre Reisen durch die Welt, von denen Sie mit jeder Menge Inspiration zurückkehrt und uns im Nachhinein anhand ihrer experimentellen Illustrationen daran teilhaben lässt.
Bitte stell dich kurz vor:
Ich heiße Anne Wenkel, bin 26 und arbeite als Illustratorin und Grafikerin »la Kritz« , in Berlin. Ich illustriere Dinge und Zustände und was mir so einfällt. Und so sehe ich aus:
Du darsft mich besuchen auf kritzeganka.blogspot.com, myspace.com/kritzeganka oder facebook unter Anne la kritz
Drei Schlagworte zu deiner Person:
Ich bin:
- intuitiv
- ehrlich
- dickköpfig
… sagen andere.
Am liebsten zeichne ich oder verwende alle möglichen Materialien und Bilder um eine gewünschte Grafiken oder auch Schrift zu bekommen. Im Vergleich zu anderen Ausdrucksformen gefällt mir die Illustration am besten, da ich mir so Tatsachen hinbiegen kann, wie es mir besser passt. Da wächst dann halt ein Baum aus dem Kopf wenn es so besser passt.
Ein Ergebnis deines Schaffens und erzähl etwas dazu:
Die meiste Zeit meines Studiums musste ich nebenher viel an der Bar arbeiten. Das war durchaus auch inspirierend. So habe ich in einer Serie alle Partyhengste und Stammgäste und Djs zusammengefasst, die meinen Arbeitsplatz, „die VILLA“ für mich ausmachten. Die Leute, die man hier sieht haben Feiern zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht. Manche aus Spaß oder Desorientiertheit, manche weil sie damit Geld verdienen.
Diese Serie ist ein privater Blick auf die hedonistische Feierkultur Berlins. Ein Teil der Serie ist derzeit in einem Sonderheft des spanischen Urban-Lifestylemagazins CLONE , sowie einer Ausstellung in Sevilla zu sehen.
Ich mache gern Bilder zu Dingen, die mich aufregen oder ärgern oder ich möchte den Blick auf etwas lenken, was mich beschäftigt. Eine Meinung haben und ausdrücken ist mir sehr wichtig, egal in welche Richtung. Hauptsache nicht gleichgültig. Inhaltsleere Dinge kann ich nicht ausstehen. Ich finde etwas Geschaffenes sollte immer auch einen Mehrwert besitzen, zum Denken anregen, den Blick auf etwas lenken, Unbekanntes sichtbar machen.
Ich „soll“ zwar nur ein Werk zeigen, aber das hier ist mir auch noch wichtig. Das ist gleich zu Beginn der ganzen Wirtschaftskrisenhysterie entstanden. Zu der Zeit hat man in Frankreich auch gerade indirekt alle öffentlichen Medien verstaatlicht bzw. sie von staatlichen Zuschüssen abhängig gemacht. Daher auch der Bezug zu Ègalité, Liberté, Fraternité.
Bist du selbständig, Freelancer/in oder angestellt? – Warum?
Ich bin mein eigener Chef, und das soll nach Möglichkeit auch so bleiben. Ich ordne mich nicht so gerne unter, das ist durchaus auch mal hinderlich.
Wer oder was inspiriert und motiviert dich?
Mein größter Antrieb ist Reisen, was ich auch so oft es geht tue. Durch die Welt fahren und andere Länder und Kulturen kennenlernen ist für mich die größte Quelle von Inspiration. Ich glaube Nichts hat mich bisher so sehr geprägt, menschlich sowie beruflich. Daher habe ich mir für mein Diplom an dem ich gerade arbeite, auch ein Thema gesucht bei dem ich Reisen und Zeichnen miteinder verbinden kann. Auf 3 Reisen nach Burkina Faso habe ich allerlei Märchen und Geschichten gesammelt, die ich derzeit in einem Kinderbuch zusammenfasse. Meine Arbeit an dem Buch könnt ihr auf meinem Blog mitverfolgen.
Das Projekt nimmt zwar sehr viel Zeit in Anspruch, auch weil ich erst einmal französisch lernen musste um mich überhaupt verständigen zu können – aber schlussendlich ist es jetzt schon eine der tollsten Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe. Allein schon die Beschäftigung mit afrikanischer Farb- und Symbolsprache oder der unglaublich tollen Abstraktion der Masken ist großartig und inspirierend.
Überhaupt finde ich es als Grafikerin wichtig mir Inspiration aus artfremden Gebieten zu holen. Ich habe zwar auch viele Fachbücher und Magazine, die ich auch gern anschaue, aber schlussendlich ist meine natürliche Umgebung ein weit größerer Schatz an Ideen als jedes teure Grafikbuch. Zudem derlei Literatur doch oft zur Kopie verleitet.
Wenn dir die gesamte Designwelt fünf Minuten zuhören würde – was würdest du ihr erzählen?
Nehmt Euch am besten selbst nicht zu ernst. Den Rest der 5 machen wir Ringelpietz.
Was ist deine persönliche Definition von Design?
Design ist, wenn Sachverhalte/Umstände optimiert werden, Maschinen benutzerfreundlicher sind oder das Gehirn bei dessen Anblick in Wallung kommt. Nur hübsch ist Deko.
Welche Rolle spielt Design deiner Meinung nach in dieser Welt?
Die Rolle von Design sehe ich oft überbewertet – dann wenn es ums das bloße Aussehen von tollen Produkten und deren Image geht – andererseits aber auch oft unterbewertet – dann wenn jeder Teilnehmer einer Photoshop-Arbeitsamt-Maßnahme meint, er sei jetzt Designer. Ich würde mir besonders in Deutschland wünschen, dass gutes Design in der breiten Gesellschaft einen höheren Stellenwert bekommt – das geht einher mit bewussterem Konsumieren und Wertschätzung von gestalterischer Arbeit.
Teilst du dein Wissen gern mit anderen Menschen?
Ich arbeite nicht gern allein, deshalb bin ich letztes Jahr auch mit meinen 3 Jungs Robert, Marcus und Lars von formzoo in ein Atelier gezogen – dieses Jahr kamen sogar noch 3 weitere super Buben hinzu. Die Arbeit so macht viel mehr Spaß und ist auch unendlich gewinnbringender als allein. Wir sind permanent im Austausch, jeder hat einen anderen Blick auf Projekte. Wir teilen permanent Wissen – mich mit anderen auszutauschen ist eine meiner liebsten Beschäftigungen. Man bekommt immer mehr zurück als man gegeben hat, auch wenn es etwas Negatives ist. Henne im Korb sein ist außerdem ganz groß.
Was für Musik hörst Du gerade wirklich oft?
(Frage von: Lockengelöt – HH)
Arbeitsbedingt höre ich gerade wirklich viel afrikanische Musik wie Salif Keita, Femi Kuti oder Amadou & Mariam. Das hilft mir mich in die Märchen und meine afrikansichen Erinnerungen hineinzuleben. Ich finde Bilder müssen echt und authentisch sein, das geht am besten mit der passenden Musik und Stimmung bei der Arbeit.
Was machst du um dich fortzubilden?
Ich bilde mich eigentlich ständig fort, auch wenn es nicht immer was mit meinem Beruf zu tun hat. Ich lese viel, ich kann stundenlang in Büchern blättern, ich rede viel und das Internet ist sowieso immer zu einem Halbwissenfetzen gut, na und die YousuckatPhotoshop Kurse sind auch immer super.
Und mit offenen Augen durch die Straßen wandern, auch um zu sehen was kommunikationsdesigntechnisch nicht so gut funktioniert, ist vielleicht manchmal lehrreicher als jeder Workshop.
Nenne deine TOP-3 Websites mit einer kurzen Beschreibung
Meine 3 TOP-Websites, die jeden Tag aufgesucht werden, mal abgesehen von Kopfbunt natürlich, sind:
- diskursdisko.de – super Designblog, ziemlich geile Posts, mindestens einmal täglich neuer Input
- paperbeatsinternet.com – ein studentischer Blog des Ontario College of Arts and Design. Besonders ist daran, dass alle Posts zuvor gezeichnet wurden – Paper beats Internet.
- wurstblog.de – ich mag Wurst.
Auf welcher Veranstaltung trifft man dich als nächstes?
Das Nächste was ich mir anschaue ist die 100 Plakate Ausstellung und ein Besuch der Erimitage in St. Petersburg.
Formuliere eine für dich interessante Frage für einen der nächsten Interviewpartner auf kopfbunt:
In deinem nächsten Leben bist du?
Falls jemand von euch Interesse hat auch an der Interviewserie teilzunehmen oder ihr jemanden kennt, der auf jeden Fall dabei sein sollte, dann kontaktiert mich gern oder hinterlasst einen Kommentar zu diesem Beitrag mit eurem Vorschlag.
Markus (#)
02. Juli 2009, 11:58 Uhr
Cooles Interview, richtg sympathisch die Lady.
Mir fällt dazu auch gleich jemand ein, der gut in diese Runde passen würde: Andreas Klammt, hier aus Hamburg. Bei seiner Diplom-Arbeit hat er Sprichwörter illustriet, gefällt mir sehr gut! http://breitengrad535.de/
Auch ein guter Kandidat für die Kopfquetsche. (ich glaube das erwähnte ich schon mal)
Antwort
Malte Christensen (#)
02. Juli 2009, 12:01 Uhr
@Markus: Jap … Anne ist ganz großes Illustrationskino und dazu auch ein PowerFrau. Den Andreas hast du mir schon mal vorgeschlagen und ich habs ehrlich gesagt verpennt … habs jetzt aber notiert, denn seine Sachen gefallen mir auch sehr gut ;-)
Antwort
Markus (#)
02. Juli 2009, 12:06 Uhr
@Malte Christensen: Cool, das freut mich! Er hat hier in Hamburg auch recht viel schon gemacht, von Häusern bis zu Innendeko von Geschäften. Die T-shirts von den Kingdrips, zu denen er gehört, finde ich auch super!
achja, habe schon mal darüber gebloggt: http://roitsch.info/2008/12/kingdrips-studio-opening/
Wow, der Tipp von Anne: paperbeatsinternet.com ist der reinste Wahnsinn, da werde ich wohl heut Abend mal drüber bloggen! Danke an euch beide!
Antwort
Ben (#)
02. Juli 2009, 14:28 Uhr
Die Interviews sind mitunter das beste hier auf Kopfbunt :-)
Les ich total gerne … danke für dieses, erneut interessante Interview.
Antwort
Lakritz (#)
02. Juli 2009, 15:11 Uhr
danke malte,
haste schön gemacht, mit deinen webzauberkünsten ;)
Antwort
Malte Christensen (#)
02. Juli 2009, 15:17 Uhr
@Ben: Vielen Dank für das Feedback!
@Lakritz: Ich hab nur auf den Knopf gedrückt und den Vorhang geöffnet … die Show gehört allein dir ;-)
Antwort
lisa (#)
02. Juli 2009, 21:26 Uhr
genau das is anne – treffender gehts nich!!!
gute fragen gute antworten:)
Antwort
Malcolm (#)
02. Juli 2009, 23:36 Uhr
Ich bin ein super Bub! WHOOHOO!!!
Antwort
vincent (#)
02. Juli 2009, 23:45 Uhr
schönes interview, tolle bilder, und ich freue mich über das namedropping… :)
Antwort
Ben (#)
03. Juli 2009, 05:47 Uhr
Ui , ich seh grad – coole reply Lösung :-)
gleich mal > rechtsklick > quelltext anschauen *hrhrhr
Antwort
Paper beats internet | roitsch. (#)
03. Juli 2009, 11:10 Uhr
[...] happy that Malte is back in the social web after a short summer break. And yesterday he blogged an interview with a creative illustrator with a colorful mind, Anne Wenkel. Within this interview she was asked [...]
Antwort
Attila (#)
05. Juli 2009, 21:18 Uhr
Kritzeganka Lakritz Anne rockt!
Antwort
Design Leben Denken (#)
06. Oktober 2009, 22:32 Uhr
[...] auch andere treiben es Bunt: Anne Wenkel | Zoot-me | Eckfahne | T-Shirt [...]
Antwort
carsten (#)
23. Oktober 2009, 02:06 Uhr
viel besser als unser kleiner videoversuch von 2006 :-)))
sehr schön
Antwort
Andreas Klammt in der kopfquetsche | kopfbunt (#)
04. Januar 2010, 08:34 Uhr
[...] aus Hamburg und 53,5° ist sein Label – sein Zuhause. Andreas wurde mir vor einiger Zeit von Markus empfohlen, woraufhin ich gleich Rauchzeichen gen Norden habe aufsteigen lassen, um mit Herrn Klammt in [...]
Antwort