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Es beginnt mit einer Idee - kopfbunt

Freitag, 29. Juli 2011 um 12:39 Uhr

Ausbeuteragenturen – Überlastung von Mitarbeitern

… ohne viele Worte – Was sind eure Erfahrungen, bzw. was für Konsequenzen habt ihr bisher gezogen?
(via @dmig)

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16 Kommentare zu “Ausbeuteragenturen – Überlastung von Mitarbeitern”


  1. Birgit S. Bauer (#)

    Alles Theater
    Danke, dass Du das Thema aufbringst. Auch als Freie ist mir aufgefallen, dass sich eine Art Schmierenkomödie der überirdischen Leistungsfähigkeit eingebürgert zu haben scheint und dass es sogar schick zu sein scheint, immer überlastet zu sein.

    Wer sagt, er habe Zeit und sei ausgeruht, ist verdächtig. Wer sich Auszeiten einräumt, gilt als untragbar.
    Ausserdem scheint es mir leider immer noch ein Problem zu sein, Familie zu haben. Wer seine Kinder täglich sehen will, ist nicht wettbewerbsfähig – und von denen, die den Spagat versuchen, höre ich schlimmstes Zerreiben zwischen den Anforderungen.
    Stellenanzeigen erwähnen immer noch die allgemeine Zeitnot und Eile als erstes Geschäftsprinzip – langweilig.

    Aber es geht denke ich, schon auch anders, aber das wird bisher von einzelnen Personen getragen. Die Argumente für eine nachhaltige Gestaltung von Strukturen in der Agentur habe ich bisher genauso bei xplicit ffm umgesetzt gesehen – und das war vor 7 Jahren.

    Bin gespannt auf die Generation mit der Work-Life-Balance. Ich glaube, die hören endlich mit dem Theater auf!

    BB

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  2. Malte Christensen (#)

    Ich habe mir die Worte angehört und habe gedacht – Ja, stimmt. Das einzige was mich stört ist, dass es Worte sind und diese schnell gefunden werden. Auf ähnliche Inhalte trifft man im Berufsleben immer wieder. Am besten noch in Kombination mit Fortbildung usw.. Auf die Umsetzung im beruflichen Alltag warten die Mitarbeiter dann oft vergebens.

    Ich habe nach dem Film auf die Website von achtung! geschaut … direkt weiter zu den Stellenangeboten … was ich fand (2011-07-29, 14:03 Uhr): »Ab sofort sind bei achtung! wieder Praktikanten-Plätze frei.«

    … Aber auch die Generation Praktikum, die schon seit Jahren immer wieder diskutiert wird und vielleicht die Vorhut der Generation Burnout ist, sollte nach wie vor kritisch hinterfragt werden. Denn auch Praktikanten werden von Agenturen seit Jahren zum Zweck der Steigerung von Gewinnen erfolgreich eingesetzt …

    Schönes Wochenende – ich habe frei …

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  3. Niko (#)

    Da er am Strand steht – ein Gesicht wie eine Zitrone macht, und mir diese Situation nur allzu bekannt ist, kann ich meinen Senf aus der anderen Richtung beitragen. Ich sehe es nicht als reines “Agentur”-Problem, es ist vielmehr ein Deutsches. Hatte ca 700 Touristen letzte Saison unter meinen Fittichen, davon 60% Deutsche. Von den Deutschen waren locker dreiviertel eindeutige Burnoutfälle – Männer waren mehr betroffen als Frauen, Höherqualifizierte mehr als weniger Qualifizierte – und interessanterweise Wessies überproportional mehr geschädigt als Ossies, die waren fast alle relaxed. Viele taten mir echt richtig leid, aber noch haarsträubender finde ich den Gesamteinblick in die deutsche Arbeitswelt, der sich mir eröffnete.

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  4. Andreas (#)

    Was auch schnell übersehen wird:
    Die Agenturen (und Arbeitgeber) sind oft nur Teil des Problems.

    Unter Mitarbeitern ist es auch keine Seltenheit, dass schon in vorauseilendem Gehorsam extreme Überstunden, unrealistische Deadlines und unnötiger Druck für normales “Agenturleben” gehalten und sogar propagiert werden! Mehr als einmal habe ich bei dem Thema schon “das ist halt so” von Mitarbeitern gehört. Ohne das man den Status Quo dabei noch hinterfragen würde …

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  5. Pascal (#)

    Einerseits gebe ich – und da kann es eigentlich keine zwei Meinungen drüber geben – dem Herrn Kaminski hier absolut recht.

    Ich sehe es ähnlich wie Birgit:
    Es gibt eine Reihe von Menschen, egal ob nun Freier (zu denen auch ich zähle) oder Fest-Angestellter die das ’schick’ finden. Auch ich muss sagen: ein wenig ‘zu viel’ Arbeit ist mir lieber als ‘zu wenig’. Es scheint aber kaum noch ein gesundes Mittelmaß zu geben.

    Das Problem sehe ich hier aber nicht nur bei den Agenturen. Man müsste mal das Feld von hinten aufrollen:
    Letztendendes liegt eine zu enge Zeitplanung und Überlastung der Designer oder auch Texter auch an den Kunden/Klienten, die a) zu wenig zu Zahlen bereit sind und b) Kreative Leistung oft als Fließbandarbeit betrachten. Hier müssen die Unternehmen lernen, dass das so nicht geht.

    Um mich kurz zu fassen: Gute Haltung von Herrn Kaminski – aber leider nicht weit genug gedacht. Eine anonyme Anlaufstelle für seine gestressten Mitarbeiter anzubieten ist löblich, wird aber an der Situation nichts ändern.

    Eher müssten Agenturen, und auch die Berufsverbände rechtzeitig gegensteueren, wenn von Kundenseite übertriebener Zeitdruck aufgebauscht wird, und dann nicht entsprechend bezahlt wird.

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  6. Philipp (#)

    Ist nicht nur in Agenturen so ;)

    Wenigstens ist es kein Tabuthema mehr!

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  7. ALi BumBali (#)

    Hej! Meine Erfahrung: bin nach dem Studium in 2 Jahren 3 mal quer durch die republik gezogen und hab mir selber riesen druck gemacht familie und freunde zufriedenzustellen/zu beeindrucken(?), arbeitszeiten von 8-20h mit stress und allem und immer vom auswandern geträumt. gehaltstechnisch war es auch alles andere als fair, am ende des monats blieb eigentlich nichts über trotz wg-behausung usw. dann in der probezeit rausgeflogen und PANIK, wieder überall beworben und durch zufall bei einem Mittelständler im grünen gelandet (nicht bawü;-)). es geht zwar etwas konservativer zu, dafür gibt es flexible arbeitszeiten, um 16:30 ist der parkplatz leer (freitag ab 14:00 feierabend) und das gehalt ist auch (mehr als) ok. i LOVE it! schönen gruß nach hamburg, berlin, köln oder münchen ;-)

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  8. Johannes (#)

    Soso, Malte, du lässt dich jetzt also in die PR-Arbeit von Achtung einspannen. Denn was anderes ist das ja wohl kaum. Viel belangloses, das sich in jedem aktuellen Artikel zu dem Thema lesen lässt (die passende Spiegel-Ausgabe wird direkt in die Kamera gehalten). Die spannenden Aussagen, was die Agentur selbst dazu beiträgt, sind lachhaft. Man hat also schon mehr als einen Burnout-Fall gehabt. Aber alles, was einem dazu einfällt, sind ein paar Schulungen und eine anonyme Hotline. Auf die Idee, dass man vielleicht ein paar grundsätzliche Dinge in der Arbeitsweise ändern müsste, kommt man nicht. Verständlich, denn die bräuchten etwas mehr Aufwand als ein Video im user-gen look am Strand mit nem Handtuch um den Hals. Somit bleibt’s gute PR-Arbeit, sonst nichts.

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  9. Malte Christensen (#)

    @Johannes: Moin Johannes,
    ich würde nicht sagen, dass ich mich in die PR von achtung! habe einspannen lassen, sondern sie hier eher zur Diskussion stelle. Ich sehe es nämlich ähnlich wie du. Ich habe gehofft, dass es durch meinen Kommentar weiter oben deutlich wird – anscheinend nicht :) Ich finde es an und für sich gut was der Inhalt transportiert: »Schluss mit der Überlastung«. Aber es sind, wie du schreibst, nur Worte und diese sind, wie ich weiter oben geschrieben habe, schnell gefunden – schneller als eben Taten umgesetzt sind …

    Allerdings möchte ich auch nicht soweit gehen und sagen, dass es nur PR-Arbeit ist, denn vielleicht steckt doch mehr dahinter – ich weiß es nicht.

    Was mich freut, dass konstruktiv diskutiert wird, zu einem Thema, dass wie schon von anderen angemerkt, nicht nur Problematik in der Agenturlandschaft ist, sondern ein immer häufiger auftretendes Problem der »Leistungsgesellschaft«. Danke an dieser Stelle für eure Anmerkungen.

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  10. Franzi (#)

    Hallöchen,
    ich stimme Birgit leider auch zu, wer nicht Burnout-gefährdet ist, ist out…
    ich für meinen Teil kann mir ein Leben ohne Design nicht vorstellen, aber ein Leben ohne Leben noch viel weniger. Familie, Freunde, das LEBEN! (!!) geht über alles. Also habe ich beschlossen: bevor ein Burnout drohnt, weil man seit Monaten nichts anderes gesehen hat als den Rechner, mache ich lieber nochmal eine solide Ausbildung zur Gärtnerin oder was auch immer, hauptsache nicht mehr nur von Erfolgs-Junkies umgeben sein…

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  11. [...] Desi­gner & Webent­wickler Malte Chris­tensen. Der letzte Artikel im Blog ist ein Film zu Ausbeu­tera­gen­turen. Wenn meine beste Hälfte das liest, lacht sie sich schlapp. Und ich bin dann wieder in [...]

    Antwort


  12. alex (#)

    jojo.

    hab nen coolen online-comic gefunden. powernap. kommt man auch auf gedanken. http://www.powernapcomic.com/d/20110617.html

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  13. Andy (#)

    Ich glaube auch nicht, dass das ein reines Agenturproblem ist, man muß sich ja nur mal die Wirtschaft und Unternehmensberatungen anschauen – man muß ja aber eben auch klar sagen, dass der große Vorteil von Agenturen, Unternehmensberatungen, etc. ist, das sie eben oft sehr flexibel sind und das eben diese wahnsinnigen Arbeitszeiten mitsichbringt.
    Ich finde, das Konzept auch nicht gut und zu kurze Deadlines mindern die Qualität und Überarbeitung sowieso – trotz allem muß wohl jeder für sich selbst entscheiden, wieviel er bereit ist zu geben – es gibt ja schließlich auch genug Freelancer die Rund um die Uhr arbeiten und schon ewig keinen Urlaub gemacht haben und die sind ja schließlich ihr eigener Chef.
    Ich, für meinen Teil, will in der Regel nicht mehr als 45 Std in der Woche arbeiten, wenn mein Arbeitgeber das anders sieht, muß ich mich eben umorientieren.

    Antwort


  14. Thomas (#)

    Gute Abend,

    also es ist, wie schon immer, ein grundlegendes Problem der kapitalistischen Idee des unendlichen Wachsstums. Ganz einfach.

    Schaut, ich kann euch gut verstehen, aber wenn seid doch ehrlich: Sobald ihr die Rolle tauscht, indem ihr der/die Kunde/in seid, dann scheint wohl alles zu stimmen: Qualität vs. Ausgaben.

    Aber sobald ihr als Arbeitnehmer/in euer Meinung darüber äußert, ändert sich eure Einstellung.

    Hier ja und da nein. Das hilft leider nicht, wenn man sich nur kontextspezififisch auf eine bestimmte Meinung einlässt. Man muss konsequent sein. Bestes Beispiel ergab das doch damals mit dem Milchbauern. Ein Aufschrei (so scheint es zumindest von den Medien gesagt worden sein): Der/Die Kunde/in ist empört darüber, wie wenig der Milchbauer verdient. Sobald es zum Supermarkt geht, scheint wohl jeder Groschen zu zählen (was ja auch nicht schlimm ist; jeder wiegt selbst die “Qualität” bzw. das Produkt ab gegenüber dem was er bezahlen möchte/kann).

    “Die größte Verarsche des Kapitalismus ist es, dem Arbeitnehmer/in vorzugaukeln, mann könnte gut verdienen bzw. mehr, indem man einfach mehr Fleiß investiere” – Volker Pispers.

    Mein Fazit ist einfach, das dieses System einfach nicht, menschlich gesehen, für Nachhaltigkeit gedacht ist. Frei nach dem Motto: “Zum Glück wird gerade “meine” Arbeit als “wichtig” angesehen – die anderen haben halt pech gehabt.”.

    gez. Thomas

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  15. Felix (#)

    @Thomas so finde ich das nicht. Man merkt einem Unternehmen durchaus auch an, wie es mit seinen Mitarbeitern umgeht. Siehe Google oder eben Traditionsunternehmen. Wer glückliche Mitarbeiter hat, der hat sie meist auch lange und hat durch sie einen echten Wert, weil sie motiviert sind.
    Natürlich kann man auch wenig zahlen und dann mit einer sehr hohen Fluktuation rechnen – aber so kann man kein solides Unternehmen aufbauen.

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  16. Jürgen H. (#)

    Gut gesprochen Don Quichote! Leider sehen meine eigenen Erfahrungen als Verantwortlicher in einer kleineren Agentur anders aus… Wenn wir (zumindest war das 2009 so) nicht die Mitarbeiter ein gutes Stück ausgenutzt hätten, hätte der Laden kaum überlebt. Ich fürchte für kleinere Agenturen (bis ca.15 MA) ändert sich da so schnell nichts.

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