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Es beginnt mit einer Idee - kopfbunt

Montag, 27. Juni 2011 um 01:06 Uhr

Art Direction – Bis das Kind läuft.

nachdenken
Junge kreative – Studenten, Angestellte, Selbständige, Freiberufler aus unterschiedlichsten gestalterischen Bereichen und Altersgruppen stellen sich nicht selten ähnliche Fragen wie Martin in seinem Artikel: »Ich bin irgendwas dazwischen. Gedanken aus dem Leben.«. Er fragt sich zu welcher beruflichen Gruppierung er wohl mit seinen vielfältigen Fähigkeiten (Fotografie, Webentwicklung, Design) gehört? Welche Berufsbezeichnung auf ihn zutrifft? Oder ob man sich überhaupt für eine Bezeichnung oder eine der eigenen Fähigkeiten entscheiden muss … !?

Es geht um Entscheidungen.

Meiner Erfahrung nach ist es wichtig, sich im Leben entscheiden zu können – langfristig wie kurzfristig. Nach der Entscheidung für eine Profession, sollte man diese anschließend auf ein professionelles Niveau bringen – sich persönliche Ziele setzen – denn nur eine vorhandene Ziellinie kann man auch erfolgreich überschreiten.

Neben den ganzen beruflichen Skillz spricht Markus in seinem Artikel: »Me, Myself and I« eine der meiner Meinung nach wichtigsten Voraussetzung für den persönlichen Erfolg überhaupt an: Motivation und Begeisterung.

Es ist ebenfalls von Vorteil sich persönlich und die eigenen Fähigkeiten definieren, einschätzen und präsentieren zu können, z.B. wenn man es anstrebt »Teil« eines Teams, Unternehmens, eines Projekts, einer Kooperation oder einer Dienstleistung zu werden. Man übernimmt z. B. in einen Team den Part, der sich im Idealfall mit denen der anderen optimal ergänzt – diese Rolle verändert sich wahrscheinlich mit der Zeit und mit unserer persönlichen, privaten und beruflichen Weiterentwicklung. Das ist nicht von Nachteil – Veränderung wirkt auf mich stets motivierend.

Was macht es uns also so schwer?

Art Direction
Es ist meiner Meinung nach in der Anfangszeit die fehlende Erfahrung, man weiß nicht was vor einem liegt, Respekt davor etwas falsch zu machen oder schlicht der Druck von außen. Ergänzend kommen die eigene Ungeduld oder strenge Erwartungshaltung hinzu. Ich konnte immer ganz gut einschätzen was ich kann und was nicht. Schwer fiel es mir mich für eine Fähigkeit, eine Leidenschaft zu entscheiden, auch wenn die eigentliche Richtung immer klar war.

Nach einer längeren Phase mit Entscheidungen für temporäre Rollen, als Webentwickler, Designer, Konzepter, usw. ist meine Entscheidung jetzt:

Keine Entscheidung.

Ich bin von meinen Fähigkeiten und meinem Verständnis für Webkram mittlerweile sehr breit aufgestellt und habe zusätzlich genügend professionelle Erfahrung. Ich habe Ideen, kann diese planen, umsetzen und präsentieren. Ich bin in der Lage Zusammenhänge herzuleiten, die z.B. zur erfolgreichen Realisierung komplexer Webprojekte für größere Unternehmen nötig sind.

Eine Website von einem Programmierer wird funktionieren, aber meist so aussehen wie von einem Programmierer gestaltet. Websites von Online-Marketern sehen aus wie schreiende Anzeigenprospekte – Sale, sale, sale. Eine Website von einem Designer gestaltet, ohne technischen Hintergrund, sieht super aus, aber ist meist voll von Dingen, die schwer und kostenintensiv oder so gar nicht umsetzbar sind – Funktioniert nicht richtig?! Egal, hauptsache die Grafik ist geil und am liebsten in Flash animiert. Von Suchmaschinen werden wohl keine der Websites gefunden, denn was sind schon semantischer oder SEO-optimierter Quelltext. SEOs bauen dafür gern Textwüsten, die schneller geladen werden, als ich die visuelle Langeweile mit dem Shortcut »Befehl+w« wieder schließen kann. … von Online-Vermarktung, Buchungsstrecken, Conversion, Kostenplanung usw. ganz zu schweigen.

Wir brauchen definitiv Spezialisten. Die können Dinge im Detail viel besser als der Allrounder, aber es werden auch immer Menschen gebraucht, die sie und ihr Können verstehen, die diese Spezialisten anleiten, die mit ihnen im Auftrag für andere Unternehmen auf Augenhöhe kommunizieren, kooperieren und die Spezialisten mit dem Versorgen was sie benötigen, um ideal arbeiten zu können, Leute die zwischen den verschiedenen Disziplinen Aufgaben vermitteln, überblicken, einschätzen und mitdenken können. Ich folge einer Berufung, die sich ständig und rasant weiterentwickelt – so wie ich es persönlich anstrebe. Ich mache weiter – Bis das Kind läuft. Meine Berufung ist es Dinge möglich zu machen.


Ein Rat von Willem Hendrik (Wim) Crouwel gefunden von roitsch likes stuff.)

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4 Kommentare zu “Art Direction – Bis das Kind läuft.”


  1. Stadtpirat (#)

    Dazu ganz passend auch der Artikel in “Das Webdesign Blog”: http://daswebdesignblog.de/die-zukunft-der-webdesign-branche/3189.html

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  2. Markus Reuter (#)

    Chapeau! Das ist eine wunderbare Ergänzung zu Martins und meiner Sichtweise. Finde es gut, wie du aus professioneller Sicht (Berufswelt) auf die Sachen zugehst.

    Antwort


  3. Benjamin Weigl (#)

    Die guten „Allrounder”, eine Spezies welche nur von sehr passionierten Menschen abstammt, die es ja leider viel zu selten gibt.

    „Alles kann und will ich nicht machen aber das was ich machen will, das kann ich auch.”

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  4. Lars (#)

    Sehr gut! Genauso fühle ich mich auch gerade. Man ist wirklich ständig auf der Suche nach einer klaren Definition dessen, was man jeden Tag tut, was einen antreibt. Es gelingt nicht immer. Zumal es in die gänigen Agenturgefüge nicht immer so passen will.

    Bei einem Punkt muss ich allerdings etwas widersprechen: Nicht nur der “Allrounder”, jeder Spezialist muss nach rechts und links gucken und die Gegbenheiten im Blick behalten. Man kann nicht Webseiten gestalten und alles andere aus dem Blick lassen. Ich muss mich auch, je nachdem an was ich gerade arbeite, auch mit Markting und SEO auseinandersetzen und wissen was ich da tue. Und natürlich muss ich wissen was technisch möglich, machbar und sinnvoll ist.

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