Werber gehen über Leichen?
Hmmm … ich bin grad über folgendes, aus meiner Sicht geschmackloses Video gestolpert, welches mich spontan dazu veranlasst eine Frage an meine Leser zu stellen – Wie weit darf/sollte Werbung gehen? Ich bin nicht unbedingt ein Fan der Jünger von David Ogilvy – und der Film zeigt mir auch mal wieder warum.
Ich kann die Sensationsgeilheit der Unternehmen und die manipulativen Möchtegernbotschaften vieler Werbeagenturen nicht mehr sehen – PR um jeden Preis?
In dem Video werden dicke Brummer, bzw. Fliegen – whatever – mit Bannern beklebt und auf die Reise durch die Messehallen der Frankfurter Buchmesse geschickt. Das ganze wird mit ein paar Lachern, fröhlichen Menschen und manipulativer Tom&Jerry Musik unterlegt, damit man es auch auf jeden Fall witzig findet. Die Aussage am Schluss des Videos, das »keine Fliege kam zu Schaden kam«, ruft doch einigen Zweifel in mir hervor.
Haben sie die 200 Brummer mit Sensoren bestückt und dann via Motiontracking verfolgt? Es bestätigt für mich eher, dass die Jungs und Mädels von der Werbeagentur Jung von Matt genau wussten was sie da machen und dass ihr Spass evtl. ein negatives Bild bei emphatischen oder tierlieben Menschen hervorrufen könnte. Hier ein Pluspunkt – bei mir hat es funktioniert ;)
Da einige Werber einen eiskalten Ruf eher bestätigen und das Image eines abgebrühten, coolen Menschen veräußerlichen möchten, der um jede Aufmerksamkeit lächzt – kommt solch eine Aktion meiner Meinung natürlich genau richtig. Mir ist es auch ein Rätsel wie ein Verlag wie Eichorn Eichborn – der Verlag mit der Fliege – die Fliegenklatsche rausholt und das Objekt seines imagebildenden Logos mit Hohn verspottet und bildlich abstürzen lässt. Sie selbst betiteln ihre Idee der ‘Fliegenquälerei’ als »Der kleinste Werbegag der Welt«. Aber was haben Bücher mit Tiermisshandlung zu tun??? Das ist wohl Werberhumor, den ich nie verstehen werde … will …
Gratulation an Eichhorn Eichborn zu dem »Werbegag« und der PR wirksamen Öffentlichkeit – Mögen die Fliegen es euch verzeihen!
Wie sagt man doch so schön:
Solange der Mensch denkt, dass Tiere nicht fühlen können, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken können.
Na dann mal herzliches Lachen und fröhliches Retweeten, damit wir demnächst vielleicht noch ein paar lebende Gasmaskenschweine durch die Messehallen jagen sehen und richtig ablachen können … just my 2 Cent …
Jung von Matt/Neckar lässt für Eichborn, den Verlag mit der Fliege, 200 mit Bannern bestückte Fliegen auf der Frankfurter Buchmesse starten.
Marcel (#)
20. Oktober 2009, 15:40 Uhr
Ach wir packen den Verantwortlichen einfach mal 10×10 Meter große Werbeflächen an die Beine und lassen sie damit durch die Straßen rennen – das kommt ungefähr aufs Gleiche raus.
Antwort
Bastian (#)
20. Oktober 2009, 15:46 Uhr
Hmmm…wer sammelt denn die toten Fliegen nach der Buchmesse wieder ein?
Antwort
Dominik (#)
20. Oktober 2009, 15:59 Uhr
Ich finde die Aktion auch alles andere als gut. Allein dafür würde ich nichts von diesem – mir unbekannten – Verlag kaufen. Ansonsten hast du auch absolut Recht.
Antwort
Peter (#)
20. Oktober 2009, 17:36 Uhr
He he, das ist mal ne sehr geile Idee!
Mit eurem Artikel kann ich nichts anfangen. Das sind Fliegen.
Antwort
Malte Christensen (#)
20. Oktober 2009, 17:45 Uhr
@Peter: Ist auch nur mein Artikel- nicht unserer – und da du Mensch bist und ich mit einem Kommentar wie deinem ebenfalls nichts anfangen kann – hab ich doch vorausblickend gleich das passende Zitat serviert, damit Menschen wie du, die mit dem Artikel nichts anfangen können, eben doch etwas damit anfangen können, z.B. anfangen darüber nachzudenken warum sie damit noch nichts anfangen können – ist doch ganz leicht zu verstehen oder?
… auch ne ganz ‘geile Idee’ oder!? :D
Antwort
Marius (#)
20. Oktober 2009, 19:53 Uhr
Das ist genauso – tschuldige – dämlich wie die Werbung für Lego, wo sich jemand in den Kopf schießt und es heißt, dass passiere mit Kindern, die zuviel fern schauen. Da verliert ein Traditionsunternehmen, mit dem ich die allerschönsten Kindheitserinnerungen verbinde, seine Unschuld durch die Sensationsgier inkompetenter Werber. Finde den Link leider nicht mehr, aber fiel mir gerade dazu ein. Manchmal muss man sich echt fragen, was in den Leuten vorgeht…
Antwort
Malte Christensen (#)
20. Oktober 2009, 20:57 Uhr
@Marius: Ich denke das Wort ‘dämlich’ ist im Kontext dieser Werbeaktion durchaus noch das kleinere Übel :-) Danke für den Hinweis auf die Legowerbung mit der aus meiner Sicht ebenfalls nicht ganz passenden ‘Idee’. Allerdings ist diese Werbung ein FAKE!
Antwort
elduderino (#)
20. Oktober 2009, 21:33 Uhr
Ganz schlimm wär’s gewesen, hieße der Verlag tatsächlich “Eichhorn” und hätte ebensolche Tiere als Bannerträger erkoren … Kleiner Tip: Der Verlag nennt sich Eichborn – und für die, die ihn nicht kennen: Herr Lehmann von Sven Regener, Walter Moers und so.
Antwort
Malte Christensen (#)
20. Oktober 2009, 22:05 Uhr
@elduderino: Danke für den Hinweis – richtig schreiben sollte man den Namen schon. Und wollen wir hoffen das das beschriebene Szenario nicht jetzt von einer anderen Werbeagentur als innovative ‘Idee’ verkauft wird :-)
Antwort
der Stilpirat (#)
21. Oktober 2009, 10:30 Uhr
Malte, Deine Tierliebe in allen Ehren… Was ist mit den Fliegen-Klebedingern die sich millionenfach auf der Welt an die Decke gehangen werden? Von der Fliegenklatschenindustrie mal ganz abgesehen. Hier erwarte ich entsprechende Blogposts…
Den Fliegen ist es übrigens auch egal, daß sie tausendfach Krankheiten übertragen an denen auch gestorben wird.
Im übrigen sind Pflanzen auch Lebewesen und trotzdem werden sie von skrupellosen Vegetariern jeden Tag verspeist. Hhm!
Dein Zitat “Solange der Mensch denkt, dass Tiere nicht fühlen können, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken können.” ist allerdings sehr einprägenswert!
Ich freu mich auch ein bisschen das wir endlich mal nicht einer Meinung sind! ;-)
Antwort
Malte Christensen (#)
21. Oktober 2009, 11:55 Uhr
@der Stilpirat: Moin Steffen,
auf die Blogposts zu dem millionenfachen Tod von Fliegen durch Fliegenklatschen und Fliegenfallen wartest du vergebens, denn mir geht es weniger um den Tod von Fliegen im Alltag, als um das zur Schau stellen der Benutzung von Lebewesen in einer ‘WERBUNG’, um mittels künstlicher Bespaßung (manipulative Bilder, Musik, uvm.) dieses unschönen Vorgangs Aufmerksamkeit für kommerzielle Zwecke zu generieren.
Für mich vergleichst du hier Äpfel mit Birnen – du wirst mir doch sicher Recht geben, dass der ‘Tod’ eines Tieres oder eine Pflanze zu Lebenserhaltungszwecken etwas anderes ist, als der Tod, der zur Belustigung des ‘Volkes’ arangiert wird, damit es lacht und damit angeblich Sympathie für ein Verlag entwickelt und Bücher konsumiert oder?
Wenn jemand respektlos mit Resourcen, Lebensmitteln oder Lebewesen umgeht und das als etwas ‘GUTES’ darstellt, um Aufmerksamkeit zu bekommen, dann möchte ich das nicht gut heißen.
Haben wir als Designer, Werber usw. nicht auch eine Vorbildfunktion und Verantwortung? Erklären wir privat unseren Kindern, dass man anderen Menschen und Tieren nicht weh tun soll … kommen an anderer Stelle solche Filme und animieren zu solch ähnlichen Taten? … mich macht das schon nachdenklich.
Antwort
Neologist (#)
21. Oktober 2009, 18:14 Uhr
Entschuldigung, aber ich komme mit Deiner Moralverbiegung nicht zurecht. Menschen nutzen Tiere seit Menschengedenken aus. Wir quälen sie in Haus-, Nutz-, Mastgebrauch.
Ob man das gut findet, ist eine andere Frage, aber in Konsequenz dürfte Werbung Deiner Argumentation zufolge:
- ausschließlich Wildtiere zeigen, weil alle anderen ihrem natürlichen Kontext entzogen worden sind
- keine Autos, schließlich werden damit jährlich Hunderte zu Tode gefahren
- keine Nudeln, schließlich sind schon Leute daran erstickt
- keine Frauen, schließlich werden hier auf fieseste Art geschlechtliche Urinstinkte missbraucht, um Konsum zu fördern
- …
Und was ist mit lolcats? Oder Talkshows? Hast Du schon mal einen Kinofilm konsumiert, in dem ein Mensch getötet worden ist?
Medien sind größtenteils scheiße und es gibt vieles zu verbessern. Aber diese Thematik an Fliegen aufzuhängen, finde ich argumentativ fragwürdig.
Antwort
Malte Christensen (#)
21. Oktober 2009, 18:44 Uhr
@Neologist: Sorry, dann habe ich mich vielleicht falsch ausgedrückt oder du hast mich total Mißverstanden :)
Wie ich oben geschrieben habe – muss man auch hier differenzieren – Die Welt ist ja nicht nur schwarz/weiß:
Es ist für mich ein Unterschied, ob ich eine Kuh auf einer Wiese sehe, die Gras frisst und dann ein Logo darüber eingeblendet wird oder sie vor laufender Kamera knechte, das als super Idee verkaufe à la ‘Werbegag’ von Eichborn und JvM in dem Tiere offensichtlich benutzt werden zur Belustigung des Volkes, bzw. für Werbemaßnahmen!
Mich würde an dieser Stelle interessieren woher du das aus meinem Text herleitest – denn immerhin sagst du das es DIE Konsequenz daraus ist.
… hier wirds dann langsam lächerlich – oder stellst du Nudeln mit Tieren gleich? Soweit bin ich dann noch nicht … aber jedem seine Meinung.
Unterschied: Die Frau, die bei soetwas mitmacht kann nein sagen – die Fliege nicht. Wenn die Frau zu der Werbung gezwungen werden würde – auch hier von mir ein NoGo!
Das ist vielleicht deine Interpretation oder Konsequenz aus meinem Text, aber meine Meinung ist es sicher nicht und ich hoffe auch nicht, dass es andere so verstanden haben :)
Vielen Dank an dieser Stelle für deine Meinung.
Antwort
B (#)
22. Oktober 2009, 00:59 Uhr
also zunächst: gut, dass du solche aktionen kritisch betrachtest. ich persönlich hätte auf der buchmesse vermutlich auch gelacht und gedacht “yeah”.
aber eine frage und anmerkung hab ich dennoch:
1. “Die Aussage am Schluss des Videos, das »keine Fliege kam zu Schaden kam«, ruft doch einigen Zweifel in mir hervor.”
du meinst damit, ob die agentur auch wirklich im nahhinein überprüft hat, ob fliegen dabei gestorben sind, oder? berechtigte frage. aber da muss ich deinen titel für diesen post mal hinzuziehen: “Werber gehen über Leichen”. Du weißt ebenso wenig, ob diese Insekten verendet sind, oder?
tiermisshandlung als begriff zu benutzen, ist in diesem zusammenhang auch mit vorsicht zu genießen. denn es ist wirklich sehr schwierig nachzuweisen, inwiefern insekten schmerzen empfinden. und wenn sie es tun, tun sie es so, wie menschen?
diese ethische frage kann man letztendlich nicht philosophisch diskutieren. dass man für menschliche zwecke keine tiere missbrauchen darf, sehe ich ja ein, aber das ist bei insekten eine heikle angelegenheit. dem gehirn von insekten fehlt das neokortex, was für bewusste wahrnehmung zuständig ist (bei wirbeltieren). heuschrecken, die von größeren insekten angefressen werden, fressen selber weiter. wenn sie sich ein bein brechen, dann laufen sie auch normal weiter, keine schonhaltung und so weiter.
geht es also darum, ob die fliegen leiden (also schmerzen empfinden) oder darum, dass sie einer demütigung ausgesetzt werden? wenn du letzteres meintest, dann kann ich dir ganz und gar nicht zustimmen.
Schwierig ist ebenfalls, dass wir nichts anderes können, als in dieser hinsicht doppelmoralisch zu sein. deine eier kommen von gequälten hühnern, ebenso wie deine wurst. und wenn man hier mit dem argument kommt, dass seien überlebenswichtige dinge, dann kann man so ziemlich jeden kosmetikartikel anführen, für den unzählige tiere “leiden” und sterben mussten.
werbung ist zu großem teil psychologie und wie du schon meintest, auch du bist an die angel gegangen. jeder wäre das.
und du windest dich gegen solche “foltereien”, wie ein wurm an der angel. zu recht. diese aktion ist fragwürdig. aber nicht fragwürdiger als alles, was man im laufe des tages so konsumiert.
übrigens ist noch nicht mal herausgefunden worden, ob regenwürmer sich an der angel vor schmerz winden. neurologen, die sich gegen tierversuche aktiv einsetzen, bezweifeln das ebenfalls. aber das nur am rande.
Antwort
Malte Christensen (#)
22. Oktober 2009, 01:34 Uhr
@B: Hier kommt ja eine richtige Diskussion auf – sehr schön :-)
Auch an dich erstmal danke für den ausführlichen Kommentar und die Darlegung deiner Sichtweisen.
Jap, da gebe ich dir auf jeden Fall Recht – allerdings hab ich das auch entgegen der Aussage auf dem Video als Frage und nicht als Behauptung oder Unterstellung formuliert. Ich hab mich das wirlich gefragt, woher die das wissen, dass keine Fliege zu schaden gekommen ist?
Das mit den Tiermisshandlungen wird bei Wikipedia so aufgeführt:
Für mich ist es nicht wichtig, ob die Tiere in diesem Fall ‘Schmerzen’ oder ähnliches empfinden, dafür bin ich verhaltens- und neurobiologisch nicht bewandert genug. Mir hätte einfach eine wirklich gute Idee ohne Lebewesen wesentlich besser gefallen.
Man muss auch immer vorsichtig sein mit Wissenschaftlichen oder statistischen Belegen, denn diese werden vielleicht auch manchmal so ausgelegt, wie es das Unternehmen gern hätte. Bis vor kurzem haben TOP-Wissenschaftler noch geleugnet, dass es eine Klimaerwärmung gibt – mittlerweile tun das kaum noch welche. Aber das ist ein anderes Thema – ich will nicht abschweifen.
Ich möchte nicht jedes Detail ausdiskutieren – ich arbeite als Designer und habe durch meine Fähigkeiten der visuellen Kommunikation starken manipulativen Einfluss auf andere. Ich finde einfach, dass man vorsichtig sein sollte, was man als Vorbild lebt und zeigt, bzw. was man während seiner Arbeit und im Alltag produziert. Das ist alles was ich mit dem Artikel erreichen möchte – nicht einfach konsumieren – auch kurz darüber nachdenken.
Ein schönes Video mit Kalle Lasn zu dem Thema Verantwortung im Design im Typo-Blog. Das Video wird wie folgt angeteasert:
Antwort
B (#)
22. Oktober 2009, 09:09 Uhr
moin malte,
echt ein guter punkt, was du da mit designer-verantwortung ansprichst. Auch cooles video, vielen dank. Designer sind von einem anderem stamm als werbeleute oder werbeplaner, das wirst du sicher bestätigen können.
die werbung braucht nciht gut sein für menschen. sie finanziert sich auch so. ich meine, du hast völlig recht.
Antwort
Ben (#)
22. Oktober 2009, 10:54 Uhr
Hm. Mal vorab. Ich «hasse» Fliegen. Ich kann es nicht ausstehen, wenn diese Eintagsfliege, die jeden Tag einmal auftaucht, gegen die Scheibe meines Macs tackert und mich beim photoshoppen stört. Ich gehe dann auch auf die Jagd. Mal mit der Zeitung, mal mit härteren Bandagen.
Aber:
Das was JM da gebracht hat, das finde ich unter aller Sau und hat garantiert nicht nur «Oha» und «hui» Rufe ausgelöst. «Mit Wachs befestigt» so so. Ich steck dann mal einen Jung von Matt Mitarbeiter in einen Eimer mit heißem Wachs, mal schauen ob das dann auch einer ist der auf Sodomie steht. Tiere für Werbung zu missbrauchen geht gar nicht. Eine Kuh anmalen oder Hundebabys vor der Kamera rumwatscheln zu lassen ist def. ne ganz andere Kategorie.
Wie gesagt. Ich hasse Fliegen und ich töte Fliegen aber das ist langsames verrecken lassen und geht gar nicht.
#fail – dickes #fail
Anscheinend sind gewisse Agenturen schon so tief gesunken, das man auf sehr sehr derbe Art auf sich aufmerksam machen muss. Bei so einer Website eigentlich auch kein Wunder.
Antwort
Ben (#)
22. Oktober 2009, 10:55 Uhr
Und es sei mal angemerkt «Wachs» war das mit Sicherheit nicht. Ich gehe mal von Sekundenkleber aus. Das dürfte aber selbst dem dämlichsten Betrachter auffallen.
Antwort
B (#)
22. Oktober 2009, 14:49 Uhr
@Ben
deinen zorn in allen ehren. es ist gut, dass sowas zorn in dir auslöst, wirklich. und wir stehen hier auf einer seite.
Aber:
vorsichtig mit vermutungen! ob wachs oder klebstoff kann man nicht sagen. es gibt auch wachs, der im harten zustand transparent ist. und es gibt sicher auch wachs, der nicht zwangsläufig mit großer hitze flüssig und damit klebbar wird. und ob eine fliege schmerz dabei empfindet ist auch noch mal eine andere sache.
und wobei man ebenfalls aufpassen muss, sind doppelmoralische züge, die hier geäußert werden. du tötest fliegen, weil sie dich bei einer so “banalen” sache wie arbeiten mit photoshop stören. kann man auch sagen: fail. bevor man andere mit der moralkeule verprügelt, muss man sich im klaren sein, wie man selber mit leben anderer spezien umgeht. und wenn man jemanden anklagt und gleichzeitig einräumt auch mal bei nervigen fliegen zuzulangen, dann hey, sorry, ist das einfach sehr strange zu hören.
und wieso unterscheiden sich die angemalte kuh und der welpe von einer fliege, an der was befestigt wurde? beide spezien haben sich nciht ausgesucht für die kommerzialierung herzuhalten. beide spezien werden aus unserer sich gedehmütigt. alles krass, klar, aber zwischen solchen sachen zu unterscheiden oder zu bewerten, geht auch nicht, finde ich persönlich.
eine agentur wie JvM lebt von solchen aufsehenerregenden kampagnen, ganz klar. und ja, die nummer ist super grenzwertig. aber ob das tief gesunken ist, bezweifle ich. man muss halt unterscheiden, ob einem eine werbung belügt, was zu 99,9 prozent der fall ist oder ob man eine idee statt einem produkt transportiert. Egal wie grotesk, aber das hat JvM damit gemacht.
Antwort
Markus (#)
22. Oktober 2009, 15:38 Uhr
Habe gestern im TV gesehen, wenn Eintagsfliegen ein Jahr leben würden und sich im gleichen Maße fortpflanzen würde, wäre die Erde innerhalb des Jahres mit einer 1 1/2 Meter dicken Schicht aus Fliegeneiern bedeckt! (sorry, just my 2 cents) ;-)
Antwort
Ben (#)
22. Oktober 2009, 22:22 Uhr
ne @b ist keine Doppelmoral. Wenn ich nach einer Fliege aushole, dann ist das der Lauf der Dinge. Wenn eine Kuh geschlachtet wird, dann ist das auch der Lauf der Dinge. Wenn Tiere jedoch zur Belustigung gequält werden, dann ist das fragwürdig. Eine Kuh die angemalt wird, wird nicht gequält … sie erleidet dadurch keine Schmerzen. Und auch wenn ich nach ner Fliege aushole, reiss ich Ihr vorher nicht die Flügel und Beine aus und lass Sie ein wenig vor mir tanzen, bis se elendig verreckt. Menschen müssen auch sterben, darüber sind wir uns alle im klaren, trotzdem sind wir uns einig das man Menschen nicht foltern darf. Es geht mir um den Kontext. Aber wie auch immer, ich klinke mich hiermit aus. Ich wollte nichts rechtfertigen, sondern nur «meine Meinung» zu dem Thema äußern.
Antwort
B (#)
23. Oktober 2009, 08:27 Uhr
@ben
das ist wirklich gut, dass du deine meinung äußerst. warum müssen sich denn immer alle für ihre ansichten rechtfertigen???? versteh ich nicht. du hast deinen standpunkt, ich hab meinen. und oberstes ziel sollte es doch sein, den anderen nciht von der eigenen meinung zu überzeugen, sondern um sich gegenseitig zu ergänzen mit verschiedenen blickwinkeln.
aber gehen die leute dann, wenn sie sich nciht verstanden fühlen, das ist schade :).
Antwort
Ben (#)
23. Oktober 2009, 21:58 Uhr
Mhm, ich hab anderen Leuten schon immer Ihren Standpunkt gelassen. Jeder ist anders aufgewachsen, hat andere Werte und Ansichten. Ich finde es auch einen Graus, sich für alles rechtfertigen zu müssen ;-)
In diesem Sinne,
Cheers aus dem Allgäu
Antwort
Virale Fliegen (#)
31. Oktober 2009, 00:16 Uhr
[...] Kopfbunt – Werber gehen über Leichen? [...]
Antwort
ViralWoos (#)
03. November 2009, 10:54 Uhr
Stellt euch mal vor: Die Fliegen hätten ne krankheit! Die verbereiten diese Krankheit auf der Messe. Das wäre ja richtiges Viral-Marketing.
Kopf hoch leute. So lange es nur Fliegen sind die sogar gesund fleigen, dann ist es in Ordnung. Sieht es mal Positiv. Fliegen durften mal für einen Tag Promotion machen. Wie viele Fliegen können von sich sowas behaupten?
Antwort
Alex (#)
03. November 2009, 14:55 Uhr
Gute Debatte, Leute.
Der Werbespot hat komischerweise genau diesen Nerv bei mir getroffen, wo verschiedene Positionen in mir konkurrieren und ich gleichzeitig denke: “hey putzige Idee – ach die armen Fliegen – was interessieren mich die scheiß Fliegen? – echt mal, kleinen Fliegen soein Schild angeklebt, voll die Fummelarbeit. Geile Idee – Sind die bekloppt, darüber darf man doch nicht lachen – aber is ja witzig”
Je nachdem, was gerade in mir überwiegt, die Empathie gegenüber den Fliegen oder die Begeisterung für die Idee und Ausführung, kippt meine Meinung. Diese beiden Punkte sind gerade im Widerstreit und ich habe das Gefühl, dass ich so schnell keine ordentliche Position entwickeln kann. Ähnliche Probleme lese ich hier bei den Blogkommentare raus.
JvM arichtet objektiv auf keinen Fall mehr schaden in der Tierwelt an als jemand der im Sommer die Autobahn Berlin-Dresden fährt. Wenn man akzeptiert, dass Ausbeutung von Lebewesen, oder zumindest ihr Zuschadenkommen durch unser Handeln, Teil unserer Kultur ist, dann kann man JvM & Eichborn nicht böse sein.
Aber da sie auch kulturschaffend in dem Sinne sind, dass sie zeigen, was bei uns erlaubt, witzig, akzeptabel, nett, pfiffig, ist, also unsere Werte in zu einem Gewissen grad abbilden,fängt es an kritisch zu werden. Ich finde es nicht gut, wenn wir akzeptieren, dass Tiere zu unserer Belustigung, um Aufmerksamkeit zu generieren, gequält werden. Das sehen glaube ich die meisten hier so.
Nur genau da ist ja das Problem beim Bewerten der Werbeaktion. JvM & Eichborn werben mit einem Wortspiel, woraus sie eine Aktion ableiten, ein Messeerlebnis für die Besucher. Dabei spielen Fliegen eine Rolle, aber nicht dass sie gequält werden, sondern, dass sie Teil der Aufführung sind. Von der Warte aus unbedenklich.
Dass die Aussage aber zu kippen drohnt, daran sind sie dann ein Stück weit selber schuld und ich gehe davon aus, dass das eine kalkulierte Provokation ist, um gerade solche Diskussion hier anzustacheln.
Mit der halbironischen Einblendung, dass keine Fliegen zu Schaden gekommen seien, kleben sie den Tierschutzaspekt an das Werk, der andernfalls vielleicht garnicht so stark thematisiert worden wäre. Diese Ambivalenz macht das Thema auch erst wirklich interessant.
JvM, das sind halt zuallererst Werbeprofis.
Eine endgültige Meinung habe ich dazu jetzt auch nicht. Ich hoffe, ich konnte ein zwei Aspekte einbringen.
Antwort
Malte Christensen (#)
03. November 2009, 15:04 Uhr
@Alex: Dein Gedankengang gefällt mir sehr. Auf jeden Fall hast du für mich die Diskussion gut zusammengefasst und einige Dinge auf den Punkt gebracht. Wenn doch die meisten wenigstens die verschiedenen Betrachtungsweisen sehen würden … und nicht nur Entertainment, »geile Idee« und Tom&Jerry.
Antwort
Ich mache jetzt in EchtZeigWeb | kopfbunt (#)
28. November 2009, 00:13 Uhr
[...] wünsche mir mehr Beiträge und Diskussionen zum Thema Design und dessen Peripherie – ich möchte weniger zeigen was es [...]
Antwort
Malte Christensen (#)
10. Dezember 2009, 14:51 Uhr
Interessant ist auch der Kommentar eines Besuchers der Buchmesse, der das ganze Live miterlebt hat und davon berichtet hat, dass der Sicherheitsdienst die Werber gebeten hat die Aktion auf Grund der vielen Beschwerden abzubrechen.
Antwort
Captain Obvious (#)
14. Februar 2010, 11:29 Uhr
@Neologist:
“Hast Du schon mal einen Kinofilm konsumiert, in dem ein Mensch getötet worden ist?”
Nö. Bloss solche, in denen Schauspieler so tun als würden sie sterben.
Antwort
Captain Obvious (#)
14. Februar 2010, 12:37 Uhr
@Markus:
“wenn Eintagsfliegen ein Jahr leben würden”
Ja, “WENN” “EINTAGS”fliegen… tun sie aber nicht, also ist dein Argument, Fliegen als Grund für den Weltuntergang verantwortlich zu machen, nicht gültig.
Antwort