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Es beginnt mit einer Idee - kopfbunt

Dienstag, 10. Februar 2009 um 09:37 Uhr

Anti-Graffiti-Kampagne Hamburg

graffiti-hamburg

Ich kann den Ansatz der Behörden der Stadt wirklich verstehen – Sie sind machtlos gegen das »Problem« der nicht immer als ästhetisch empfundenen Schriftzüge in den Straßen einer Großstadt. Graffiti ist Teil der Stadtkultur. Als ich den Artikel zum Kampagnenstart der Anti-Graffiti-Kampagne gelesen habe, konnte ich nur den Kopf schütteln.

Wer probiert mit platten Sprüchen, schlecht gemachten Flyern und Motiven und komischen falschen Testemonials etwas in den Köpfen von jungen Rebellen zu verändern, der hat nichts zu erwarten, außer Gespött aus den Reihen der Sprühflaschenkünstler und jungen Menschen.

Ich mache mir Gedanken darüber, warum die Politik so weit weg ist vom Volk und warum in vielen Bereichen die Kommunikation so schlecht läuft. In diesem Fall kann ich es jedoch sehr gut nachvollziehen, denn es gibt nicht nur einen Grund, warum diese Kampagne nichts weiter bewirkt als den Bürgern der Stadt zu zeigen »Hey, wir machen etwas gegen das Problem. Seht her! Seht her! Toll oder!«. Vom Prinzip nichts anderes als das Motiv der Maler – FAME, bzw. Anerkennung!

Wer soetwas schreibt ist selbst nicht weit:

Bei den Tätern wird eine besondere Geltungssucht vermutet, die sie über eine öffentliche Darstellung ihrer individuellen Pseudonyme (tags) transportieren.

Jetzt wechselt mal Pseudonyme (tags) gegen »Werbung« oder »Plakate« aus. Ich sehe da gewisse Parallelen. Ist ja schon mal ein Anfang des Verstehens ;-)

Die Macher der Kampagne sprechen jedoch eine völlig andere Sprache. Ihre Botschaften kommen einfach nicht an. Die visuellen Elemente, die auf den Plakaten verwendet werden haben eine völlig andere Wirkung. Ich kann doch keine gelben Schilder benutzen auf denen normalerweise soetwas steht wie »VORSICHT! Bissiger Hund«, »Eltern haften für ihre Kinder« oder sonst irgendwelche Verbote und komischen Hinweise. Verbot reizt die Zielgruppe doch noch mehr … sind die Macher der Kampagne niemals Jugendliche gewesen?

graffiti-hamburg

Die Botschaft ist noch Platter als die benutzen visuellen Elemente: »Graffiti ist gefährlicher als DU denkst! – Polizei Hamburg« Schön den Wachtmeister-Zeigefinger gehoben und den Sprayer für dumm erklären. Sehr wirkungsvoll. Ist eine super Strategie, die bestimmt genauso viel Wirkung zeigt wie der Rest der Kampagne ;-)

Das Geld hätten sich die Behörden sparen sollen und lieber in Schulungen der eigenen Reihen gesteckt. Wer eine andere Sprache spricht als die Zielgruppe, aus eigenen Fehlern nicht lernt und sich keine Mühe gibt, der kann noch so viele Plakate kleben oder Tags in der Stadt verteilen wie er will. Fame und Anerkennung bleiben in weiter Ferne …

Ich muss keine Werbung machen können – ich muss verstehen!

Noch mehr allgemeine Infos zu der Kampagne auf der Internetseite der Behörde für Inneres.

Was sagen andere zu der Kampagne:

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23 Kommentare zu “Anti-Graffiti-Kampagne Hamburg”


  1. Bastian (#)

    Wie würde eine Anti-Graffiti-Kampagne Deiner Meinung denn aussehen müssen?

    Dass diese Kampagne Murks ist, darüber brauchen wir nicht zu streiten, das liegt auf der Hand.

    Aber ich denke man muss auch unterscheiden zwischen Kids die Kunst schaffen wollen, die sich gestalterisch austoben möchten und eben solchen, die nur ihr Gruppen-Tag in ganz Hamburg verbreiten wollen.

    Die, die sich künstlerisch betätigen wollen bekommt man noch eher mit diesen freien Wänden dazu, legal zu sprayen.
    Die Möglichkeit, dass leere Wände für Graffiti bereitgestellt werden ist ja nicht neu und wurde in den 90ern auch schon gut von allen angenommen. Sowohl Sprayer als auch “Wandeigentümer”.

    Problematisch ist es, die Tagger “zu disziplinieren”.
    Wenn Du dafür Konzepte hättest würde sich die Polizei sicher über ein paar Tipps freuen ;-)

    Gruß,
    Bastian

    Antwort


  2. Johannes Eich (#)

    Diese Kampagne hat einfach nur Kaff-Charakter…

    Wie in einem Bayerischen-Provinz-Dörfchen. Von einer Stadt wie Hamburg hätte ich etwas mehr Feingefühl und Geschick mit dem umgang von jugentlicher Subkultur erwartet.

    Antwort


  3. alex (#)

    hmmm.
    also erstmal lässt sich sicherlich darüber streiten, ob die Aktion schlecht gemacht ist. Gestalterisch ist es sicher nicht schlechter als unsere hippen Clubfyler. Bissl typo auf schwarzem Grund und ein großes Motiv. die Idee der Motivreihe, “gutes” Graffitti zu benutzen, welches die Künster bedroht finde ich ganz cool. Weghauen tuts mich jetzt auch nicht, aber ich habe schon sehr viel fantasieloseres aus der ecke agitation/propaganda gesehen. Vorallem viel fantasieloseres von Leute, die ihren Scheiß Streetart labeln und das auch noch glauben.

    Kommen wir zur Haltung des senders. ich weiß nicht, wie das bei euch ankommt, aber der Flyer zeigt doch auch irgendwie Verständnis für die jugendlichen Sprayer. er sagt nicht “Raubkopierer kommen in Knast und werden in Po gepimpert oder unterstützen Terrorismus”, sondern informiert zBsp über die Mär von “Eltern haften für ihre Kinder”. Außerdem wird von unerlaubten Graffittis geschrieben, es wird auch nicht Graffitti als solches dämonisiert.
    Ich finde auch interessant, dass auf dem Flyer nicht sowas steht wie “jährlich kostet die Entfernung von illegalem Graffitti 500 Million €” oder so. Da hat man lieber auf Beispiele zurückgegriffen, die die Zielgruppe persönlich angeht.

    Ich möchte jetzt nicht des Graffitti Für und Wider erörtern, da mag jeder seine Meinung zu haben. Ich finde aber, dass die Polizei schon etwas tun muss um zu informieren, und wenn es nur eine kleine Werbebotschaft ist, die vielleicht ein wenig Unrechtsbewußtsein in die Köpfe der Delinquenten zwirbelt. Wir wissen alle, wie schwer man überhaupt durchkommt bei jungen Menschen. Und wenn dadurch nur einige Mitläufer aus Schiss aufhören, ihre toyhaften TAgs überall hinzubomben, oder die etwas talentierteres doch etwas sinnvolleres anstreben (klingelt das was, Malte?), ist das doch schon was.

    Wenn ein paar Spinner weniger taggen, ist mehr Platz für die Guten da.

    Antwort


  4. Markus (#)

    viele leute sollten sich erstmal diese doku: http://roitsch.info/alter-ego/ anschauen und könnten dann vielleicht auch mal die andere seite verstehen.
    das problem wird aber auch nie zu lösen sein. auch wenn du du legale flächen, wie hier in hamburg, bereit stellst, ist das schon ganz cool aber dadurch bekommst du auch nicht die illegalen sachen in den griff. da geht es um s-bahn, u-bahn, coole spots. ein battle den keine polizei-gewalt oder so stoppen kann. aber naja so ein bisschen bunt gefällt mir auch ganz gut, meistens versuchen sie ja auch private flächen zu umgehen und sich an den öffentlichen, städtischen flächen auszutoben.

    Antwort


  5. Chris (#)

    …mich würde die Kampagne animieren. Wozu sag’ ich aber nich’

    Har.

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  6. Henning (#)

    Die Frage ist nur, wie effektiv solche Kampagnen sind, wenn die Stadt parallell zu den Investitionen in dieses Marketing Jugendeinrichtungen streicht, die Dinge tun, mit denen sich Jugendliche alternativ beschäftigen können.

    @markus – Hamburg stellt nicht viele Flächen zur Verfügung. Die kann man an einer Hand abzählen.

    @alex: das mit den 500 Millionen ist ja auch sone Sache

    es ist ja auch so, dass es
    1) nicht stimmt, denn die Summen, die von Bahn und Polizei angesetzt und angeklagt werden, in den meisten Fällen völlig überzogen sind, und weil es
    2) natürlich gerade den Anreiz erhöht, diese Summe noch in die Höhe zu Treiben… und Gegen das, was uns durchgeknallte Banker kosten, ist das ja noch ein Klacks, da ist noch Aufhol-Potenzial :)

    Antwort


  7. Henning (#)

    BTW, wer noch ein paar mehr Infos von dazu sehen will, findet hier interessante Infos und Kontakt: http://www.hiphophamburg.de

    Antwort

  8. [...] kopfbunt.de) « Berlin Web Week – Spring [...]

    Antwort


  9. Weltregierung (#)

    …das Citylight direkt neben der Roten Flora war keine 24h nach Bestückung
    schon bis zur Unleserlichkeit zugetaggt.

    Zu Recht.

    Eine graue Welt ist das Verbrechen
    und nicht das Graffiti.

    - WehretDenAnfängernregierung.

    Antwort


  10. alex (#)

    @Henning: @Henning: ne, die zahl hatte ich auch aus der luft gegriffen. es ging mir mehr darum, worauf die kampagne abzielt. es gibt hier in berliner öpnv auch oft so anzeigen, wo dann halt steht: “summe X millionen schaden durch vandalismus. bitte hört auf, die sbahnscheiben zu ritzen.” die hamburger polente argumentiert ja aus sicht der tagger, oder versuchens zumindest. was ich persönlich interessant finde.

    die frage, ob graffiti kultur ist oder vandalismus, ob graffiti die rechnung einer vernachlässigten jugend ist oder irgendwas anderes, würde ich gerne aus der diskussion rauslassen.

    interessanter ist doch eigentlich die frage, was die kampagne will und wie sie das kommuniziert. hmm.

    Antwort


  11. Malte Christensen (#)

    @Markus: Danke für den Hinweis auf den Film … wollte mir eigentlich die Premiere ansehen … verpasst … dann vergessen … jetzt bestellt!

    Ich finde es spannend eure Meinungen zu dem Thema zu lesen.

    @alex: interessanter ist doch eigentlich die frage, was die kampagne will und wie sie das kommuniziert. hmm.

    Eigentlich ist es egal was die Kampagne will, denn sie erreicht es nicht! Für mich sieht es wie Wahlkampf aus, bzw. soll dem Bürger Sicherheit suggerieren. Die Steigerung könnte sein, dass Sprayer bald »Terroristen« sind und der Staat deshalb alle Rechner vom Volk noch genauer durchsuchen muss. Vielleicht findet er ja ein paar SprayDosen im DVD-Laufwerk. (Nicht ganz ernst gemeint!)

    Ich habe heute auf einer Seite gelesen, dass auf den Warnschildern auch hätte stehen können: »Vorsicht! Graffiti macht dick!« Ich finde das passt ganz gut :P

    Und ein Freund hat mir mal erzählt, dass die Guten und Kreativen, die alle immer so loben auch mal ganz gern ihren Namenskürzel auf fremden Untergrund platzieren. Ganz ehrlich – Ich bin froh, dass es sie gibt. Mir macht das Straßenbild keine Angst und durch Polizeiplakate fühle ich mich auch nicht sicher …

    Antwort


  12. annina (#)

    oh dear… hätten sie mal bei DIE FREIE LANZE gefragt! ;)

    aber spaß beiseite, super artikel! das mit der regierung und ihrer kommunikation scheint ohnehin ein problem – siehe dieses schreckliche logobeispiel: http://vielfalt-als-chance.de/

    Antwort


  13. alex (#)

    @Malte Christensen:

    du bist einfach gegen die kampagne, ohne dich wirklich damit zu beschäftigen. das kannst du natürlich sein. ich finde aber, dass so wie das hier läuft eine diskussion mit argumenten nicht stattfinden kann.

    “Eigentlich ist es egal was die Kampagne will, denn sie erreicht es nicht!”

    Das lass ich mal so stehen, maltemaus.

    Antwort


  14. Henning (#)

    @alex: Du willst argumentativ diskutieren, hast aber zu meinem stärksten Argument, nämlich dass Jugendarbeit mehr hilft (und das ist in einem langjährig wissenschaftlich begleiteten Projekt bei HipHopHamburg, denen durch Kürzungen der Garaus gemacht wurde erwiesen!) als solche Kampagnen, keinen Ton gesagt.

    Malte hat auch schon viele Argumente genannt, schon im ersten Post, und damit bewiesen, dass er sich damit beschäftigt hat. Aber wir haben ja noch mehr Argumente – Ich sehe außer der grundsätzlichen Unnötigkeit – siehe oben – folgende Mängel:

    1) dass es überhaupt schon von der Polizei ausgeht, macht die Sache bei den angesprochenen Jugendlichen von vorn herein unglaubwürdig. Die Angesprochenen denken doch:
    “Der Feind sagt mir, dass das schlecht ist? Ach, is ja ganz neu, dass die das schlecht finden! Denen werd ich’s grad nochmal zeigen, dass sie mir unterlegen sind und mich nie kriegen”
    Von der letzten Aktion in Hamburg gab es sogar Verarschungs-T-Shirts, wo der Text “Sprayen ist uncool”(oder sowas), den ein Strichmännchen sagte, das eine Dose in der Hand hatte in “I love Spraying” umgeschrieben wurde.
    Aber vielleicht denkt die Polizei Hamburg auch bald, es würde helfen, wenn die jetzt “Einbrechen ist gefährlich und lohnt sich nicht” Plakate machen würden…

    2) Aus Sicht eines Marketing-Experten mag das vielleicht theoretisch ganz toll wirken, sogenannte “schöne” Graffiti mitzubenutzen und somit “die Sprache des Adressaten” zu sprechen. Aber es gibt im Graffiti(wie auch in der Kunst) keinen übergreifenden Begriff von “schön”.
    Es kann allein schon reichen, dass jemand seine Werke für so einen Zweck verkauft, um Ihn, und damit auch genau diese Werke, zu diskreditieren.
    Und wahrscheinlich hassen gerade die, die die Stadt mit vielen hässlichen Tags zerstören, die, die mit so einem ästhetischen Zeug daherkommen um so mehr.

    3) In dem Flyer und den Texten wird auf die ganzen Gefahren etc. besonders hingewiesen – die wichtigsten Gefahren werden sogar GROß geschrieben.
    Und? Viele Jugendliche machen das doch gerade auch als Mutprobe, um Grenzen auszuloten. Deren Wert wird dadurch nur noch gesteigert. Sagte aber Malte schon.

    4) Sprayen ist zum Teil ein Weg für Jugendliche, die sich nicht gehört fühlen, sich auszudrücken. Den anderen zu sagen “ich bin auch da”, Ihnen auch Ihre Tags aufzuzwingen. Wer sich von der Gesellschaft nicht gehört wird, wird von der Polizei bestimmt keinen guten Rat annehmen. Naja, das ist nochmal eine Variante von 1)…

    Alles in allem bin ich überzeugt, diese Kampagne wird keinen einzigen Sprayer dazu bringen, auch nur ein einziges Tag weniger zu machen.

    Aber die lieben Bürger, die Graffiti nicht mögen – die sehen natürlich: “Oh, die Polizei tut was – die machen die Kinder mal endlich darauf aufmerksam, wie schlecht das ist, und dann sind sie auch noch so modern – das spricht die Jugendlichen bestimmt an”

    Aber auch das hat Malte ja auch schon geschrieben, was da wirklich dahinter steht. Das ist doch schon die Antwort auf Deine Frage @alex: was will die Kampagne und wie sie das kommunziert? Den Job macht sie, einmal vorausgesetzt, dieser Effekt wird aus reiner Absicht, und nicht aus Dummheit

    Also ist es rausgeschmissenes Geld, weil sie nicht das tut, was sie dem Empfänger (dem tatsächlichen, dem Bürger und Wähler) suggeriert, sondern nur dem Empfänger etwas suggeriert – ohne eine weitere Wirkung zu haben.

    Alex, jetzt kommst Du mit Deinen Argumenten, warum das so gut ist…

    Und am besten ohne die Namen der anderen Mitdiskutanten zu verarschen.

    Antwort


  15. rubenski (#)

    Also ich hab auf grund der ANTI-GRAFFITI-KAMPAGNE aufgehört zu sprühen und hab mir jetzt wachsmalstifte gekauft.

    wachsmalstifte sind zwar nicht gefährlich aber wenn man die isst machen die fruchtbar dick.

    Antwort


  16. alex (#)

    @Henning: puh.
    okay, erstmal um die hitze rauszunehmen. malte isn dicker kumpel von mir, da braucht dir keiner abgehen, wenn ich ihn beim kosename rufe.

    nun zu deinem stärksten argument, der vernachlässigten jugendarbeit:
    ob in hamburg jugendheime oder hiphophamburger geschlossen werden, liegt nicht in der verantwortung der polizei und kann für eine beurteilung ihrer öffentlichkeitsarbeit nicht herangezogen werden. das wars schon mit deinem stärksten argument.

    überhaupt zielen deine argumente auf die übergeordneten probleme. jugendarbeit, trotz der sprayer gegenüber einer obrigkeit, außenwirkung für die restbevölkerung, und bei manchen punkten magst du ja recht haben. der tenor im blog, und du hast das ja nochmal brav aufgezählt, ist in etwa: “die sollen mal lieber angebote für die jugendliche schaffen, anstatt von oben zu prädigen, und außerdem ist graffiti doch auch irgendwie kunst und besser als ne graue stadt.”

    halten wir einfach mal fest, dass graffiti für einen großen teil der bevölkerung im alltag eine plage ist – wie hundekacke. nur teurer. du und ich sehen das vllt anders und wir freuen uns über nen tollen character oder ne gelbe faust, aber andere menschen nervts. da kann maltes vermutung stimmen, dass die polizei sich vielleicht beim rest der bevölkerung einschmeichelt, wenn die n bissl gegen graffiti propagieren. dagegen sprich aber, dass die motivwahl, die typo und die themen eher auf die jugendlichen zugeschnitten sind.

    das grundproblem ist doch, und dazu sagst du garnichts, dass es immer schwierig und unpopulär ist, gegen etwas aus der jugendkultur werbung zu machen. das wirkt meistens peinlich und ungelenk, weil man eben versucht, den geschmack der zielgruppe zu treffen, sich selbst aber früher oder später als jemand offenbaren muss, der nicht aus dieser szene ist, oder oft sogar ein feindbild für die szene ist.

    beispiele:

    wir kennen ja diese schlimmen GEZ-werbungen. breakdance battle, alles trendy undergroundy und soweiter. dann sagt einer, seine boombox sei nicht angemeldet, sind seine homeys aber sowas von nicht einverstanden damit, einer hat sogar fettes bling bling GEZ Kette. guckstduhier:http://www.youtube.com/watch?v=ppG2MvlyiXM

    oder die berühmten vergewaltigungvideos der filmwirtschaft.
    so von wegen, raubkopierer werden innen arsch gepoppt und das ist auch gut so.
    http://www.myvideo.de/watch/275057/Raubkopierer_Sind_Verbrecher_Spot_2

    das sind höchst zynische und ekelhafte kampagnen, die übrigens sehr viel mehr geld geschluckt haben dürften, als so n paar flyer und plakate. bei den video sieht man, wie schwer es ist, glaubwürdig werbung zu machen, gerade wenn die interessengruppe, die vertreten wird, so weit weg ist von der zielgruppe.

    es gibt aber eine kampagne, die viel geschmackvoller gegen filmpiraterie wirbt. es geht um filmplakate, die v.a. in videotheken hängen: da sieht man berühmte filmzitate, forrest gump, kill bill, nur eben ne billige versionen, http://extreme.pcgameshardware.de/attachments/195d1188131838-aktion-gegen-raubkopien-imagesbillcopy.jpg

    gleicher sender, gleicher adressant, viel besser gemacht
    und ich finde, dass die flyeraktion, über die wir hier reden, näher dran an der guten seite der propaganda ist, als an der schlechten (GEZ usw).

    gute nacht.

    Antwort


  17. Henning (#)

    Alexmaus Alexmaus, da nimmst du glatt die Hitze raus ;)

    Na gut, die Kampagne ist vielleicht etwas weniger peinlich als die GEZ und Raubkopierer-Kampagnen. Ja. Und enthält auch keine fiesen Falschaussagen. (wobei, das mit der Gesamtschulderischen Haftung müsste man nochmal nachschauen).

    Und ja, sie müssen ja “irgendwas” tun. Sagt schließlich ihr Dienstherr, der Hamburger Bürgermeister, der gerade etliche Einrichtungen geschlossen hat. Da besteht also schon ein sehr direkter Zusammenhang. Flyer sind billiger als Einrichtungen, wirken aber auf die vielen gutbürgerlichen Wähler stärker.

    An der Tatsache, dass die Kampagne seitens der Sprayer ziemlich sicher keinen abhält, ändert es trotzdem nichts. Vielleicht würden die Girls bei “Graffiti macht dick” noch aufhorchen… aber die Jungs werden von “Graffiti ist gefährlich” eher angestachelt.

    Dass ich durchaus ein Graffiti Fan bin, habe ich bisher nicht gesagt, gebe ich aber zu. Aber meine Argumentation habe ich im Sinne derer ausgerichtet, die das wirklich nicht haben wollen. Ich erkenne nämlich durchaus an, dass Hausbesitzer ihre Häuser nun mal in der Farbe haben wollen, die sie ihnen gegeben haben – und zahle die Reinigung des Hauses in dem ich wohne schließlich auch mit.
    Und ich würde auch durchdrehen, wenn meine Gäste bei meiner Geburtstagsparty die Wohnung, oder das Treppenhaus zutaggen würden.

    Aber eben die Leute, die sowas nicht wollen, die den Schaden haben, werden von der Aktion nur geblendet, und denken, die Polizei macht ja was, aber in Wirklichkeit geschieht wenig und das Ganze hat keinerlei Wirkung.
    Ist wie mit den Kameras, durch die die Leute sich sicherer fühlen.

    Stattdessen könnte man die Geschädigten mal informieren, wie leicht Graffitis wegzukriegen sind. Sind sie nämlich meistens, wenn man das richtige Mittel kennt. Teerschwarz zum Beispiel mit Margarine!

    Antwort


  18. Markus (#)

    krass finde ich nur, dass sie sich an eine ästhetisch (kann man drüber streiten) interessierte klientel wenden. damit meine ich die sprayer – künstler, street-artists – und dann dazu diese kampagne? das ist echt komisch. die ist doch schund!
    das ist so als würde ich versuchen hacker mit nem 8-bit-video abschrecken will. oder raubkopierer mit diesen komischen “kanten rausbrechen aus der kassette” komme! (wisst ihr was ich meine? dieser alte kopierschutz bei tapes!)
    da wird einmal drüber gelacht und nix mehr. da sieht man, dass sich die polizei oder hamburg nicht wirklich mit dem thema auseinander setzt, sonst hätte man sich mal wirklich gedanken darüber gemacht, wie man “die jugend” anspricht! klar, ich denke keine kampagne würde wirklich dazu führen, dass jemand aufhört mit der sache. aber so fühlt sich doch jeder sprayer verarscht, wenn man so ein flyer oder plakat sieht!
    @henning: schau dir mal den flyer an (oben der link), vorne drauf sind freizeit-angebote für jugendliche: jugendhäuser, projekte etc. thema: jugendserver-hamburg.de , ist schon mal ein anfang.

    Antwort


  19. Henning (#)

    Diese erste Seite habe ich in meiner “blinden Wut” tatsächlich noch nicht angeschaut. Hausaufgaben nicht gemacht.

    Aber eine Adresse eines Jugendhauses im Web sind nur Buchstaben. Ich habe in den letzten beiden Legislaturperioden nur immer wieder gehört und gelesen, dass jede Menge Sozialeinrichtungen weggekürzt wurden – davon dass neue (außer einer umstrittenen geschlossenen Einrichtung) dazu kamen habe ich nichts gehört. Kann natürlich auch sein, dass sich so positive Nachrichten eben mal nicht so gut eignen, um auf den Verhältnissen rumzuhauen.

    Witzig, dass hier der eine den einen Teil der Sache, der anderen den anderen Teil gut oder schlecht findet.

    Müssen wir uns wohl auf unentschieden einigen. Naja, was soll’s – sollen doch alle weitermachen, wie bisher – die Polizei genauso wie die Sprayer – solange die einen nicht wieder mit Hubschraubern unser Steuergeld verbrennen, und die anderen meine Wohnung in Ruhe lassen… ;)

    Antwort


  20. Nils (#)

    Zur Kampagne: Naja, so ist das nun einmal bei uns auf dem Dorf. Da werden eben so platte Zeigefinger-Kampagnen gemacht. Den geBildeten Leser freut’s …

    Wir hier im Dorf lösen das Problem eh ganz anders. So wurde z.B. in der SchickiMicki-HafenCity eine Spinnenart ausgesetzt, die die Häuserwände über und über besiedelt hat. Nagut, ausgesetzt wurde sie nicht, hat sich dort jedoch selber angesiedelt.

    Aber auch wenn die nicht da wären: dort will eh niemand sprühen. So machen die das hier im Dorf …

    Antwort

  21. [...] einiger Zeit hatte ich über die Anti-Graffitikampagne von Hamburg berichtet und es wurde rege diskutiert was denn eine bessere Kampagne sein [...]

    Antwort


  22. resumee - kopfbunt Nr. Zwei | kopfbunt (#)

    [...] Liste der Designwettbewerbe, der Artikel über die Anti-Graffiti-Kampagne in Hamburg und über den Facebock sind die Newcomer, die in letzter Zeit die größte Resonanz erhalten haben. [...]

    Antwort


  23. AAW / PTO (#)

    Kampf der Antigraffiti !!!
    Gegen das Grau der Städte angehen!!!

    Antwort